Unterstützung des Immunsystems durch Albumin-Infusion während der Antibiotikabehandlung

Klinische Studie

Bisher wurden bei einer Dekompensation der Zirrhose propyhlaktisch Antibiotika eingesetzt – mit einigermaßen gutem Erfolg. Allerdings entwickeln sich durch diesen nicht zielgerichteten Ansatz vermehrte Resistenzen gegen die am häufigsten eingesetzten Antibiotika. Diese sind also nicht mehr wirksam. Bei vielen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts scheint – nach bisherigem Kenntnisstand – Rifaximin (RFX) eine gute Alternative zu sein. Es handelt sich um ein Antibiotikum, das nur lokal im Verdauungstrakt wirkt, weil es vom Körper schlecht aufgenommen wird, Allerdings haben bisherige Studien, die den Effekt von Rifaximin auf Lebererkrankungen untersuchten, widersprüchliche Ergebnisse geliefert: Während Rifaximin in einigen Studien einen positiven Effekt zu haben scheint, war in anderen Studien kein wesentlicher Effekt messbar. Daher planen wir in dieser neuen Studie Rifaximin mit einem weiteren vielversprechenden Ansatz zu kombinieren: mit humanem Albumin.

Albumin (ALB) ist ein Protein, dem inzwischen eine enorme wichtige Rolle bei Lebererkrankungen zugesprochen wird. Es ist zum einen notwendig für die Diagnose und Einschätzung, wie schwer die Lebererkrankung ist. Denn einige Patienten mit dekompensierter Zirrhose verlieren mehr als 2g Albumin pro Tag aus dem Blutkreislauf in den Darm. Ursache dafür ist vermutlich die beschädigte und damit durchlässigere Darmwand. Des Weiteren wird Albumin als Standardmedikament bei dekompensierte Zirrhose eingesetzt. Zum Beispiel wird Albumin zur Behandlung bestimmter Gesundheitsprobleme empfohlen, die in Verbindung mit der Zirrhose stehen: etwa beim hepatorenalen Syndrom (Abnahme der Nierenfunktion), der spontanen bakteriellen Bauchfellentzündung und bei der Entfernung großer Mengen von Flüssigkeit in der Bauchhöhle.

Die Grafik zeigt die Interaktion von Rifaximin und humanem Albumin mit dem Darm und den dort enthaltenen Mikroorganismen in der Zirrhose. Rifaximin wird oral verabreicht, während humanes Albumin durch eine Infusion direkt ins Blut gelangt und von dort in den Darm ausgeschieden wird. Indikatoren im Mikrobiom könnten die Wirkung dieser Behandlung frühzeitig vorhersagen.

Erst kürzlich wurde in einer Studie entdeckt, dass Albumin auch einen Einfluss auf das Immunsystem hat. Die Studie hat einen Mechanismus beleuchtet, mit dessen Hilfe Albumin das Immunsystem bei Leberzirrhose verbessert (Original-Publikation). Die Albumintherapie ist jedoch nicht bei jedem Patienten erfolgreich. Alle Versuche, den Erfolg der Therapie vorherzusagen, sind bisher gescheitert. Daher ist es eines der drängendsten Ziele, Instrumente für eine belastbare Vorhersage des Behandlungserfolges zu entwickeln. Darüber hinaus können Moleküle wie Albumin, die in den Darm gelangen, dort verarbeitet werden und damit auch Einfluss auf das Mikrobiom und indirekt den Darm haben. Albumin-Abbauprodukte könnten ebenfalls vom Darm aufgenommen werden und auf ihn einwirken – möglicherweise indem sie die Darmflora umbauen und so die Funktionsweise des Darms verändern.

Das Projekt MICROB-PREDICT wird nicht nur Indikatoren für die Vorhersarge des Behandlungserfolgs von Albumin erforschen und analysieren. Mit Hilfe vorklinischer Studien an menschlichen Zellen und Tiermodellen werden auch tiefgreifende Einblicke in das Zusammenspiel von Albumin und den im Darm enthaltenen Mikroorganismen ermöglicht. In nächsten Schritt wird im Rahmen von MICROB-PREDICT eine klinische Studie (ALB-TRIAL) gestartet, welche die Eignung der Indikatoren zur Vorhersage des Behandlungserfolges mit humanem Albumin testen und validieren wird. Das Ziel der Studie ist es, Albumin zur personalisierten Behandlung der dekompensierten Zirrhose einsetzen zu können – und zwar abhängig vom vorhersehbaren individuellen Behandlungserfolg.

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